Der Deduktionsschluss
Bei der Deduktion wird eine allgemeingültige Regel auf etwas Spezielles übertragen.
In der Deduktion ist der Schluss(-satz) bereits ein Bestandteil der dem Schluss zu Grunde liegenden Informationen und er schließt Alternativen aus. Der deduktive Schluss kombiniert schlicht vorhandene „Puzzlestücke“, da die dem Schluss zu Grunde liegenden Informationen bereits alles beinhalten, das gewusst werden muss. Damit ist der Schluss(-satz) bei der Deduktion eine Extraktion verfügbarer Informationen.[1]
Wenn Ihnen vor einer Reise im März zum Rathaus der Hansestadt Hamburg ein Bekannter erzählt, in Hamburg sei im März immer schlechtes Wetter, dann könnten Sie darauf schließen, dass Sie auch bei Ihrer Reise am Hamburger Rathaus schlechtes Wetter haben werden. Als Argument sähe der Schluss folgendermaßen aus:
Regel: In Hamburg herrscht im März immer schlechtes Wetter.
Fall: Ich werde im März in Hamburg sein.
Ergebnis: Ich werde bei meiner Reise nach Hamburg schlechtes Wetter haben.
An diesem alltäglichen Beispiel lassen sich unterschiedliche Merkmale der Deduktion verdeutlichen. In der Deduktion ist der Schluss(-satz) bereits ein Bestandteil der dem Schluss zu Grunde liegenden Informationen. Die Aussage, in Hamburg herrsche im März immer schlechtes Wetter, beinhaltet eigentlich eine riesige Menge aufzählbarer Einzelinformationen. Denn sie ließe sich in zeitlicher Hinsicht aufspalten in: Am 01. März herrscht in Hamburg schlechtes Wetter, am 02. März herrscht in Hamburg schlechtes Wetter, am xxten März herrscht in Hamburg… und so weiter. Zudem umfasst die Aussage auch, dass im März um 12 Uhr schlechtes Wetter herrscht, um 13 Uhr, um xx Uhr und so weiter (zeitliche Faktoren). Die Aussage sagt aber auch aus, dass im angegebenen Zeitraum in Hamburg Altona, Hamburg Wandsbek, Hamburg Mitte, Hamburg xx und so weiter, schlechtes Wetter herrscht. Die Regel (Prämisse) schließt also jeden Ort in Hamburg zu jeder Zeit im März mit ein und damit auch den Ort und die Zeit Ihrer eigenen Reise nach Hamburg. An dieser Stelle wird auch deutlich, warum Deduktion keine neuen Erkenntnisse generieren kann. Die Deduktion ist schlicht eine Extraktion von bereits Bekanntem.[2]
Damit durch Deduktion belastbare Schlüsse gezogen werden können, müssen also belastbare Informationen vorliegen, auf denen der Schluss basiert. Hierbei sind wahrscheinlich viele der zu Grunde liegenden Informationen bereits selbst Schlüsse (Konklusionen).[3]
Ist es jedoch möglich auf Grundlage einer verfügbaren Datenlage zu deduktiven Schlüssen zu gelangen, dann bieten diese Schlüsse den Vorteil, dass sie zwingend wahr sind, wenn die Prämissen wahr sind, auf denen sie basieren.
Zur Illustration noch einmal das Eingangsbeispiel aus Abbildung 1:
Prämisse 1 / Regel: Alle Hacker aus Nordkorea nutzen Phishing.
Prämisse 2 / Fall: Diese Hacker operieren aus Nordkorea.
Konklusion / Ergebnis: Diese Hacker nutzen Phishing.
Wenn alle Hacker aus Nordkorea Phishing nutzen und die gerade beobachteten Hacker aus Nordkorea stammen, dann nutzen diese Hacker Phishing. Die hier gezogene Konklusion muss zwingend wahr sein, wenn die Prämissen wahr sind.
Der Belastbarkeit der Prämissen kommt also bei der Beurteilung der Tragfähigkeit eines Analyseergebnisses auf Grundlage von Deduktionsschlüssen eine hohe Bedeutung zu. Diesem Umstand sollte sich der Analyst bewusst sein.
[1] Vgl. Hendrickson, Noel: Reasoning for Intelligence Analysis – A Multidimensional Approach of Traits, Techniques, and Targets, Rowman & Littlefield, Maryland: 2018, S. 17.
[2] Vgl. Hendrickson, ebd., S. 17.
[3] Vgl. Hendrickson, ebd., S. 17 f.