Bias der bevorzugten Wahrnehmung zentralisierter Führung

Erklärung:

Eine Neigung von Analysten ist jene, in den Handlungen anderer Akteure – seien es Staaten, Organisationen oder Gruppen – das Resultat zentralisierter Planung und Durchführung zu sehen. Dabei wird übersehen, dass viele Geschehnisse auf Zufällen, Unfähigkeit, unsachgemäßer Ausführung, nicht beabsichtigten Konsequenzen oder dem Vorhandensein unterschiedlicher Machtzentren basieren. Diese Phänomene sind weitestgehend unvorhersehbar und sind einer kohärenten Geschichte überdies abträglich. Das kann dazu führen, dass Analysten Erwartungen an zu analysierende Akteure stellen, die nicht erfüllbar sind. Dies wiederrum beeinträchtigt maßgeblich die Wahrnehmung des Analysten. Zudem kann es passieren, dass einzelne Aktionen oder Äußerungen von Regierungsmitarbeitern oder Abgeordneten in ihrer Tragweite überbewertet werden, obwohl es sich gegebenenfalls um einen anderweitig motivierten Alleingang handelt.[1]


[1] Vgl. Heuer, Jr., Richards J.: Psychology of Intelligence Analysis, Center for the Study of Intelligence, 1999 ., S. 131f. | Siehe hierzu auch die entsprechende Buchrezension unter Produkte.